Entgleisungen

Montag, 6. Juli 2009

Das böse Karma von Hundebademänteln

Nicht dass es mir sehr leicht fiele, den hart urteilenden Herrn Pathologen im Nachhinein zu bestätigen - aber ich habe tatsächlich sachte Indikationen entdeckt, die darauf hinweisen könnten, dass Sylt doch partiell dekadente Auswüchse entwickelt hat.

Und obwohl es sicher gewichtige und absolut nachvollziehbare Gründe vorzubringen gibt, dass Hunde ohne einen eigenen Bademantel schwere Traumata erleiden und irreversible Persönlichkeitsveränderungen zu durchstehen haben, beschleichen mich, je länger ich darüber nachdenke, doch leise Zweifel, ob es nicht sinnvollere Objekte für Ausgaben im höheren 2-stelligen Euro-Bereich gibt. Klar, dass ich sofort bestürzt und mit leicht angewidertem Blick den Laden verließ - und das mit der klaren Absicht, diesen luxusgesellschaftlichen Exzess später in diesem Blog ordentlich zu filetieren.

Wie auch immer: Urlaubende Inselbesucher, die sich schuldig machen, solcherart dekadente Auswüchse nicht auf der Stelle öffentlich anzuprangern, werden offensichtlich auf dem Fuße bestraft. So rief denn auch der kleine Neon am Freitagabend mit den panischen Worten an "Scheiße Paps, der Keller läuft voll", womit er brilliant zusammenfasste, dass wegen des Weltuntergangsunwetters in Düsseldorf die öffentlichen Abflussrohre das übergroße Wasservolumen im Zuge eines fiesen Rückstaus in angeschlossene Häuser zurückpresste und so für ungeplantes Wasserschippen sorgte.

Statt Resturlaub am warmen Syltstrand heißt es jetzt also: zügige Rückkehr, Keller grob trockenlegen, Teppich rausreißen und mit Versicherung rumärgern. Hätte ich doch bloß einen Bogen um diesen Hundeladen gemacht. Oder gleich auf Herrn Pathologen gehört.

Neon!

Freitag, 26. Juni 2009

Teure Passverschwörung

Pässe haben eine sehr ungute Eigenschaft. Sie laufen überraschend ab. Und zwar immer zum ultimativ-ungünstigsten Zeitpunkt. Jahrelang liegen Reisepässe faul in irgendwelchen Schubladen oder Dosen herum und machen sich einen Lenz. Aber dann, wenn man sie endlich braucht und hervorholt, sind sie garantiert abgelaufen. Schon lange glaube ich, dass es eine heimliche Verschwörung von deutschen Passausstellungsbeamten gibt, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht haben, möglichst viele Menschen in eine temporär passlose Verzweiflung zu treiben.

Ich jedoch war anfangs zweifelsfrei sicher, dass mein Reisepass noch gültig ist (was nicht ganz unwichtig ist, wenn man vorhat, Mitte Juli nach Amerika zu fliegen). Irgendetwas jedoch läutete ständig in meinem Hinterkopf - wahrscheinlich auch deswegen, weil mich schon einmal in London ein British Airways Kontrolleur nicht auf einen US-Flug ließ (was zudem beweist, dass es eine internationale Verschwörung ist).

Es war dann nicht so schlimm, herauszufinden, dass mein Pass bereits im Februar abgelaufen war. Aber es steigert die Spannung schon etwas, wenn man 3 Wochen vor Abflug erfährt, dass es 3-4 Wochen dauert, bis ein neuer Pass ausgestellt ist.


Neon: "Guten Tag. Ich fliege Mitte Juli nach New York und habe eben gemerkt, dass mein Reisepass im Februar abgelaufen ist".
Bürgerbürobeamtin: (wahrscheinlich Kopf der Verschwörung) "Da haben Sie ein Problem!".
Neon: "Ja danke, dessen bin ich mir bewusst. Ich brauche also schnell einen neuen Pass!".
Bürgerbürobeamtin: "Haben Sie Fotos dabei?"
Neon: "Ja, bitte". *reicht Passbild*
Bürgerbürobeamtin: "Das ist nicht biometrisch!".
Neon: "Wie bitte?"
Bürgerbürobeamtin: "Sie brauchen biometrische Fotos. Auf diesem lächeln Sie!". *reicht Foto zurück*
Neon: *lächelt gequält* "Und wo bekomme ich die am Schnellsten?"
Bürgerbürobeamtin: "Gegenüber bei Optiker X.!". *schneidet brutal Ecke von altem Pass ab*

--- halbstündige Pause zur Anfertigung von Biometrikpassbildern ---

Neon: "Ich habe jetzt die Fotos. Wann kann ich den neuen Pass abholen?"
Bürgerbürobeamtin: *nimmt biometrische Fingerabdrücke ab* "Wenn Sie Glück haben, in 3 Wochen!"
Neon: "Also so ab dem 15. Juli? Hören Sie, da sitze ich schon im Flugzeug. Und hoffentlich mit Pass."
Bürgerbürobeamtin: *genießt Aufregung von Herrn Neon* "Jetzt den anderen Finger bitte!"
Neon: *sieht New York sausen*
Bürgerbürobeamtin: "Es gibt da noch eine Möglichkeit!" *spitzt Lippen und kostet Pause aus*
Neon: *haucht* "Ja?" *setzt allerliebstes Sympathielächeln auf*
Bürgerbürobeamtin: "Expresspass! 3-4 Tage! 91 Euro!"
Neon: *atemnot* "Waaas? 91 Euroooooo?"
Bürgerbürobeamtin: "Nein, 99 Euro, ich sehe gerade, Ihr Personalausweis ist auch abgelaufen!"
Neon: "%@$%&§€@€€#!!!$€§%/&%@" *zahlt*

Neon!

Donnerstag, 25. Juni 2009

"Scheiß Paris!"

"Scheiß Paris!", sagt mein Vater und lässt sich schwer atmend in den blassgrünkarierten Fernsehsessel fallen, der auf meine Augen wie ein schmerzender Stachel im Fleisch des restlichen Wohnzimmers wirkt. Ächzend beugt er sich im Sessel nach vorne um seinen verkratzten, schwarzen Holzstock gegen die schwere Granittischplatte zu lehnen. "So viele Pläne hatte ich noch", sagt er traurig, und schaut mich müde aus den nicht ganz geöffneten Augen an.

In den letzten Wochen und Monaten hört man ihn oft "Scheiß Paris!" rufen und obwohl ich immer noch nicht weiß, was es exakt bedeutet, spüre ich die Verzweiflung in seiner trockenen Stimme und die Bedeutung dessen, was er damit sagen will, sehr genau.

"Weißt du, ich vergesse jetzt viel", murmelt er und kramt nervös in der Tischschublade nach den Xeloda. "Wo sind meine Tabletten?", ruft er quer durch die Wohnung und aus der Küche schallt ein "Die hast du doch schon vor 2 Stunden genommen!" zurück.

Er grummelt leise vor sich hin, dann richtet sich sein Blick wieder auf mich. Ein Lächeln huscht über seine Lippen: "Was machen die Aktien?", fragt er und guckt spitzbübisch. "Gut, gut", antworte ich aufmunternd, "das war eine prima Entscheidung, im März fünf Deutsche Bank Aktien für deine Enkel zu kaufen". "Bestimmt sind wir bald Millionär", sagt er zufrieden. Ich überschlage kurz, dass der Kurs dafür noch um ca. zweihundertzweiunddreißigtausendfünfhundertachtundfünfzig Prozent steigen muss, aber sage nur "Nana Paps, ich glaube, das braucht wohl noch etwas Zeit".

"Nächste Woche bekomme ich ein Hörgerät", sagt mein Vater und schaut etwas verdrießlich. "Ich hoffe, man sieht es nicht so. Das wäre nicht gut, wenn die anderen sehen, dass ich ein Hörgerät brauche. Deine Mutter hat darauf bestanden, weil ich den Fernseher immer so laut stelle", sagt er und wirft einen unzufriedenen Blick in Richtung Küche. Stille.

"Es ist noch zu früh dafür", sagt er resignierend, "ich hatte noch so viel vor". Und obwohl ich weiß, dass er nicht das Hörgerät meint, sage ich "Du wirst staunen! Die haben eine unglaubliche Entwicklung gemacht in den letzten Jahrzehnten. Da müssen wir ja am Ende noch aufpassen, was wir sagen, wenn du dann alles hören kannst". Lächelnd schließt er die Augen.

Ich stehe leise auf und hole unten auf der Straße die Wasserkästen aus dem Auto, bringe sie in den Keller, nehme ein paar Flaschen mit hinauf. Als ich mich wieder auf's Sofa setze, schlägt er die Augen auf. "Stell dir vor, gestern konnte ich gehen wie ein junger Gott. Aber heute... ...fühl ich mich ganz schwach ...und mir ist so kalt ...kannst du mir eine Decke holen?".

Vorsichtig lege ich die Decke um seine Schultern. "Hast du die Aktienkurse gesehen?", fragt mich mein Vater. "Ja, sind gut gelaufen", antworte ich abwesend.

Gedankenverloren schaut er aus dem Fenster. "Nach Mallorca wollte ich im Herbst", sagt er leise. "Aber dafür fehlt mir jetzt die Kraft."

"Scheiß Paris!", sage ich. "Ja, scheiß Paris!", sagt mein Vater.

Neon!

Dienstag, 28. April 2009

Das verlorene Recht auf schwarze Strümpfe

Heute Abend, auf einer harten Bodenmatte meines Fiti-Clubs, inmitten einer 45-sekündigen Trainingspause der Bauchmuskelanspannsitupübung (unter Verwendung eines dafür zweckdienlichen Bauchmuskelanspannsitupgeräts), drängte sich hart und unerbittlich eine Frage in mein Hirn, nahm gänzlich von ihm Besitz und führte es gnadenlos zu der niederschmetternden und erschütternden Erkenntnis, dass die Welt im Allgemeinen und die Gesellschaft im Speziellen sehr ungerecht sind.

Denn warum sonst sollte ein- und dieselbe Handlung bei Menschen z.B. unterschiedlichen Geschlechts gesellschaftlich so gänzlich unterschiedlich gesehen und beurteilt werden? Warum sollte denn der eine nicht auch tun dürfen, was der andere ganz selbstverständlich ohne Repression auszuüben beliebt? Warum also, so frage ich, können Frauen, ja sollen Frauen, ihre schwarzen Strümpfe beim Sex anbehalten, während, wenn wir Männer diese Absicht leise und mit äußerster Vorsicht kundtun, wir damit rechnen müssen, vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag wegen grober Verletzung der Menschenwürde verklagt (und verurteilt) zu werden.

Ich weiß, viele Männer werden jetzt leise seufzen und in eine von zustimmendem Kopfnicken begleitete, tiefe Traurigkeit fallen. Liebe geschundene Männer, auch ich musste einst diese harte Lektion des Lebens von einer klugen, wenngleich unerbittlichen Blondine lernen, welche, skandalöserweise selbst schwarze Strümpfe tragend, mir zunächst näheren körperlichen Zugang mit hochgezogenen Augenbrauen und den klirrenden Worten "Erst die Socken!" verwehrte. Und ich, wie wahrscheinlich auch ihr, meine lieben Sockensklaven, lernte schnell.

Ich weiß nicht, warum es mich gerade heute, so kurz nach dem Girls Day, überkam. Ich denke, es ist ein Zeichen dafür, wie tief die Narben sind, die diese erniedrigende Ungleichbehandlung in meine Seele geschlagen hat, an denen ich noch heute herumlaboriere. Ich bin sicher, Eure mitfühlenden Kommentare werden mir Mut machen, endlich mit diesem schlimmen Erlebnis fertig zu werden.

Neon!

Donnerstag, 23. April 2009

Girls Day Reloaded

Angesichts der zeitlichen Koinzidenz des heutigen Girls Day mit dem in weiten Teilen unbekannten "Neontag der Effizienz und eloquenten Prokrastination" möchte ich in Ermangelung eines neuen, tiefsinnigen und die Welt zu einem besseren Ort machenden Blogbeitrag der Einfachheit halber auf einen selbigen aus dem letzten Jahr verweisen - natürlich nicht, ohne darauf hinzuweisen, dass es seinerzeit Herr Mahakala war, der geschickt den Titel "Beste Sekretärin 2008" einheimste.

Wir dürfen gespannt sein, wie er sich im diesjährigen "Hebamme-auf-Pumps"-Wettbewerb schlagen wird! Die Preisverleihung erfolgt wie immer an dieser Stelle.
Neon!

Dienstag, 21. April 2009

Männer weinen heimlich

Seit heute weiß ich, dass ich kein Mann bin. Das Kleidungsstück, das Männer nämlich (auf der Basis sieben verschiedener wissenschaftlicher Studien) am schärfsten an einer Frau finden, ist ein String Tanga. String Tangas liegen in ihrer cerebralen Wirkung bei Männern noch vor Bikinis. Ich aber finde, dass String Tangas sowohl modisch wie erotisch äußerst bedenklich und grenzwertig sind. Meine diesbezüglichen Bedenken beruhen ausschließlich auf der rein sachlichen Lebenserfahrung, dass String Tangas meist von Frauen oder Männern getragen werden, die eigentlich eher zur Kernkundenzielgruppe von Schießer Feinripp gehören. Oftmals ist es auch so, dass man den Trägern von String Tangas zunächst gar nicht ansieht, dass sie gerade einen tragen. Besonders diese Tatsache hat meine problematische Haltung zu String Tangas verstärkt.

Es stört mich nicht besonders, dass ich ab heute kein Mann mehr bin. Frauen haben Ihre Vorteile. Natürlich muss man konstatieren, dass sie tendenziell schlecht einparken können. Wie man liest, hören Männer dafür aber oft besonders schlecht zu. Und wo die XY-Chromosomenträger generell häufiger masturbieren, gehen die Doppel-X-Frauen lieber Schuhe kaufen.

Bislang komme ich noch mit einer kleinen einstelligen Anzahl von Schuhpaaren aus. Als Frau werde ich mehr Schuhe kaufen müssen und mich weniger regelmäßig mit meinem Körper beschäftigen. Ich habe daher entschieden, dass ich ab morgen die Schuhläden von Düsseldorf erkunden werde. Bald wird man mich dort als guten Kunden gute Kundin schätzen lernen. Ich bin mir derzeit noch unsicher, ob ich dabei String Tanga tragen soll. Oder Bikini. Rein cerebral tendiere ich zum Bikini. Ich glaube, das ist ein wichtiges Zeichen, dass ich begonnen habe, mich positiv auf mein Frausein einzulassen.

Neon!

Mittwoch, 1. April 2009

Kopfkino des Grauens

FKK-Strand

Ich werde gleich einen Termin für mich beim Neurologen machen. Ich habe nämlich heute Nacht von Herrn Mahakala geträumt, wie er nackt mit drei drallen 1-Stern-Hotelierstöchtern aus Hartmannsberg, Samerberg und Vögling Vogling an einem mallorcinischen FKK-Strand rumgemacht hat und dauernd dabei stöhnte "Eigentlich wollte ich ja alleine zum Strand!".

Ich weiß nicht, wann ich mich wieder melden werde. Ich halte meinen Zusammenbruch für schwer.

Neon!

Donnerstag, 5. Februar 2009

Zentnerschwere Frauen stemmen

Fitness-Studio der Zukunft

Als unternehmerisch denkender Mensch ist man ja immer auf der Suche nach einer Geschäftsidee, die einen so reich macht wie Bill Gates, Sergey Brin, Larry Page oder Mark Zuckerberg. Oder wie alle zusammen. Schließlich möchte jeder von uns einmal 10-15 Stiftungen im Fürstentum Liechtenstein sein eigen nennen, an Weihnachten einen Flug zum Mond kaufen und täglich so gut gekleidet herumlaufen wie der Hund von Paris Hilton.

Ich sitze also kürzlich wieder mal im Fitnessstudio, zwänge mich in eine dieser schulterbegrenzten Abdominal Crunch Maschinen und allerlei anderes gräusliches Trimmgerät, während ich darüber sinniere, wie man das Fitnesserlebnis angenehmer gestalten könnte. Anstatt sich dieser kalten Welt der Maschinen und ihrer entfesselten Technik auszuliefern, würde es doch weitaus mehr Sinne reizen, sich den rauschhaften Vergnügungen hinzugeben, die sich aus der Übungsgemeinschaft mit einem griffigen, wohlgeformten und lebendig pulsierenden Fitnesspartner (vorzugsweise vom anderen erwünschten Geschlecht) ergeben sollten.

Warum also mit kalten Hanteln trainieren, wo doch sympathische Menschen auch ein spezifisches Gewicht aufweisen? Warum, so frage ich, seelenlose Medizinbälle nach oben wuchten, wenn man auch liebreizende Frauen stemmen kann? 3 Sätze zu je 15 Wiederholungen. Ja, diese Idee schreit nach einem Versuch!

Ich suche daher auf diesem Wege für einen Markttest des Fitness-Studios der Zukunft (Arbeitsentwurf Marketing-Claim: "Trimm den Leib, stemm das Weib") sympathische, aufgeschlossene und griffige Damen in einer Bandbreite von zunächst 50kg bis 120kg, die der Welt der Fitness offen und unvoreingenommen gegenüberstehen und bereit sind, auch neue Wege zu gehen. Flexible Arbeitszeiten! Teilzeitarbeit möglich! Aufstiegsmöglichkeiten Beförderungen in die nächste Gewichtsklasse sind machbar.

Neon!

Donnerstag, 29. Januar 2009

Carpe diem, Liam Gallagher!

Liam Gallagher=Peter Bond hoch 2

OK. Na gut. Wie fange ich jetzt am besten an!? Ich könnte sagen, dass die Geister der zukünftigen und vergangenen Weihnacht in Verbindung mit der desaströsen Zauberstab-Enttäuschung mich in eine grüblerische Stille voller Selbstzweifel zurückwarfen. Ich könnte natürlich auch mit Nachdruck behaupten, ich sei von neugierigen Außerirdischen entführt worden und auf dem von 1-äugigen 3-brüstigen Frauen beherrschten Planeten Tareus IV durch verschiedene beschämende Experimente so gebrainwashed gebeutelt worden, dass ich mich jetzt ausschließlich von AJAX Allzweckreiniger ernähre und nur noch auf nasse Vileda Wischmobs stark sexuell reagiere.

Und obwohl es, wie ich finde, der gefühlten Wahrheit schon sehr nahe kommt, liegt der eigentliche Grund für die spontane Verschiebung von Prioritäten nur hier. Nichts ist schlimmer als einen guten Mann in kürzester Zeit verfallen zu sehen, ein fortgesetztes brutales Massaker an seinen einbrechenden Fähigkeiten, Fertigkeiten und Optionen zu erleben, zu verstehen, wie schnell der Zufall dir in wenigen Wochen alles nehmen kann, irreversibel, auch das, was du einst für selbstverständlich und unverzichtbar hieltest. Das, was du dir nie vorstellen könntest, nicht mehr zu haben.

"Carpe diem", ruft das rationale Über-Ich, und also schnappe ich mir den kleinen Neon, entscheide mich doch noch spontan und ganz ohne Wehmut gegen Florian Silbereisen, kaufe 2 Oasis-Karten, erzähle ihm in blühendsten Farben vom kultigen "Be Here Now" Konzert in der Frankfurter Festhalle, auf dem ich Oasis zum ersten Mal sah. Dann spiele ich ihm noch "Talk tonight", "Wonderwall" und "Champagne Supernova" auf der Gitarre. "Echte Griffe sind ja viel komplizierter als bei Guitar Hero auf der XBox", sagt der kleine Neon. Na bitte, das Jahr beginnt doch nicht ausnahmslos beschissen...

Dermaßen angefixt fahren wir am Montag, den 19.01.2009, zur Philipshalle. Aber irgendwie will das nicht klappen mit dem Happy End im Januar. Konzert abgesagt wegen einer Unpässlichkeit von Liam Gallagher, verschoben auf den 04. Februar. Toll, an dem Termin können wir beide nicht.

ACHTUNG, ACHTUNG: Das Weiterlesen kann Ihr mentales und körperliches Wohlbefinden gefährden sowie in Abhängigkeit Ihres gefühlten Kultivierungsgrades befremdlich und irritierend auf Sie wirken!!! Schwangere, Stillende und Herr Mahakala sollten jetzt sofort ganz oben rechts auf "nächstes Blog lesen" klicken!

Liam Gallagher, du Sohn einer eineiigen usbekischen Beutelratte, du arroganter Klappspaten und feiste, versoffene Leadsänger-Kackbratze einer Gruppe, deren Name ich nicht mehr kenne: Wenn ich herausfinde, dass du am 19.01.09 wieder mal zugedröhnt in irgendeiner Toilettenecke gelegen hast, anstatt wenigstens den Versuch zu starten, die Bühne zu finden, komme ich nach Manchester und zwinge dich dazu, 100 Känguruhhoden in 5 Minuten zu vertilgen. Ungekocht. Das ist mein letztes Wort!

Neon!

Samstag, 20. Dezember 2008

Die Zauberstab-Enttäuschung

Twilight Zone

Es ist seltsam, dass viele Skorpione (vielleicht sogar alle) das Dunkle als so unerhört magisch und anziehend empfinden. Womöglich ist es Ausdruck ihrer bodenlosen Unergründlichkeit, ihrer ruhelosen Sucht nach kristallklarer Abgeschiedenheit inmitten einer tosenden gleichgeschalteten Masse, ihrer häufigen Vorliebe für Dinge jenseits des menschlichen Mainstreams, ihrer provokanten Suche nach extremen Gefühlszuständen und ihrer tiefen Verachtung für das normale Bekannte.

Auf der Jagd nach den letzten Weihnachtsgeschenken führte mich mein Weg heute durch den Düsseldorfer Hofgarten, ein wunderschönes Jahrhunderte altes Gelände im englischen Stil, das sogar wirre Bahnhofspläne, feuchte nationalsozialistische Träume von großen Aufmarschstraßen und bedrohliche Stadtplanerexzesse weitgehend unbeschadet überlebt hat.

Jedesmal läßt mich der weite Blick über die Jägerhofallee mit den im letzten Drittel beginnenden Lichtbankinstallationen innehalten. Dunkel liegt die Allee vor einem, und das Licht der Bänke in einiger Entfernung taucht alle Materie in eine unwirkliche Farbe des Zwielichts. Twilight Zone. So stand ich also für Minuten dort, unbewegt, sog die Stimmung in mich auf, genoss den kühlen Schauer auf meinem Rücken und kräftigte mich für die bevorstehenden Ellbogenrempler inmitten der verzweifelt-hastenden Geschenksucher in den großen Kaufhäusern - und fühlte mich angenehm anders.

"Herr Engemaaaaaaann, die Dame möchte den Zauberstab für € 133,95! Ich finde den nicht!", ruft eine entnervte Verkäuferin im Untergeschoss des Carsch-Hauses quer durch die ganze Abteilung. Ich fahre erstaunt herum. Mit allem habe ich gerechnet, aber nicht damit, dass das Carsch-Haus jetzt auch Vibratoren verkauft.

"Aber gerne doch, der mit 200 Watt ist wirklich zu empfehlen!", konstatiert Herr Engemann trocken. Wie im Hofgarten bleibe ich abrupt stehen, starre ungläubig und erwartungsvoll auf Herrn Engemann, warte darauf, wie er sich hinkniet und aus einer dunklen, geheimen, nur Insidern bekannten Schublade einen 200W Vibrator herausholt. Die Kundin strahlt bereits hoffnungsfroh. Ich glaube, sie packt im Geiste zuhause gerade den Zauberstab aus und schaltet ihr Handy stumm.

So sind Skorpione: sie sehen und erhoffen und erwarten immer das Außergewöhnliche, das Aufregende, das dunkle Paranormale. Ich muss sicher nicht groß ausführen, dass es sich leider nur um einen gewöhnlichen Stabmixer handelte. Und liebe Carsch-Haus-Käuferin: Im Internet gibt's den für € 98,98. Musste ich googeln. Um die Zauberstab-Enttäuschung zu kompensieren.

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