Dilettantenstadl
Ist denn die Frage erlaubt, welches Stück hier wohl aufgeführt wird? Womöglich hilft ein Blick auf die besetzten Rollen und traurigen Requisiten:
- ein unfähiger, kommunikations-taubstummer, desinteressierter Plattforminhaber, der es nicht mal schafft, seinen vor über drei Monaten selbst gesetzten Abschalttermin planmäßig einzuhalten,
- ein vermeintlicher Retter in der Not, der sich öffentlich das Rüschenhemd aufreisst, "guten Willen und einiges an Optimismus" beteuert, angeblich blogrettende Vorschläge übermittelt, von denen jedoch der Plattforminhaber gar nichts weiß, weil sie offenbar niemals wirklich abgesandt wurden,
- verwirrte Nutzer, mit deren Emotionen in ignorantester Art und Weise gespielt wird, teils in nächtliche panische Backup-Aktionen gezwungen, die sich am nächsten Morgen plötzlich als gar nicht mehr so zeitkritisch herausstellen,
- Zusatzkosten für Blogs und Webspace, die jetzt mangels (ursprünglich klarer) Übergangsregelung eine undefinierte Schneewittchen-Existenz fristen,
- sich wiederholende Sicherungen und Importe, um Alt- und Neublog immer wieder zu synchronisieren, für den Fall, dass sich der erratische Plattformbesitzer doch plötzlich über Nacht anders entscheidet und den Stecker zieht.
Da kommt man sich schon ordentlich geleimt vor. Unnötige Arbeit, ins Leere gelaufene Emotionen und verschwendete Lebenszeit für ein phänomenales Dilettantenstadl ohnegleichen. In der IT- und Business-Welt kann man schon so einiges erleben, aber dieses unterirdische Schauspiel öffentlichen Dilettierens ist wirklich mit Abstand das absolut traurigste und peinlichste der letzten Dekade.
Ich entbiete allen schuldhaft Beteiligten an diesem Desaster meinen Glückwunsch zum Preis für das Lebenswerk in der professionellen Darstellung des kläglichen Versagens.
Mehrfach.
Einmal, weil 15 Jahre Bloggerei plötzlich (ja eh, es gab eh genug Vorwarnzeit) und ersatzlos (ja eh, man kann ja eh alles exportieren) hin und weg sind.
Ein weiteres Mal, weil das angesagte Steckerziehen nicht stattfindet, man sein Blog noch Tropf hängen sieht und es nicht mehr zu befüttern wagt, weil man ja schon vor den Tag X den Rettungsexport gemacht hat oder eben machen hat lassen.
Und noch einmal, weil vielleicht dann doch die Sache weiter geht, man aber ein neues Blog angelegt hat und man zweispurig dasteht.
Zugabe: Man hat für ehrliche Arbeit auch Geld bezahlt - das man sich hätte sparen können.
Es ist jedenfalls Frust da.
Frust.
Dabei sollte twoday Spaß machen.
Dass das jetzt so endet oder im Enden begriffen ist oder eben nicht endet,
dass ist unwürdig.
Schade.
Nach solch einem chaotischen Verlauf wage ich jedoch keine Voraussage mehr, weil hier offensichtlich irrationale Kräfte wirken.
Vielleicht lebt Twoday gar noch 2, 3 oder 6 Monate weiter. Vielleicht findet Antville auch noch seinen Rettungsantrag wieder (und verschickt ihn dann auch mal). Und vielleicht kommt man dann wirklich irgendwann zu einer belastbaren Vereinbarung. Oder eben auch nicht. Unwürdig ist es in jedem Fall.