Blutrote Boxershorts
Aber das Leben ist kein Wunschkonzert. Und so hatte es Linda überraschend geschafft, unseren Wunsch nach einem adäquaten Zimmer mit partieller Bad- und Küchennutzung endlich zu erfüllen. In allerletzer Minute, gerade rechtzeitig zum Studienbeginn, hatte es also mit der neuen Unterkunft geklappt, und es blieb keine Zeit, die Übergabe und den Einzug noch weiter nach hinten zu schieben. So packten wir den guten alten T bis unters Dach: Farben, Pinsel, Rollen, Klebeband, Abdeckplanen, Bett, Schreibtisch und 1000 andere Dinge, die über die Grenze gehen sollten.
Nur die Tüte mit meinen Arbeitsanstreicherrenovierungsjeans und -schuhen blieb leider einsam in unserer Diele stehen - aber das merkte ich erst, als die Verträge in Holland lange unterschrieben waren, wir alleine in der Wohnung standen und der kleine Neon mich erwartungsvoll ansah, was nun wohl als Nächstes passierte. "Ich denk, die Holländer sehen das ganz entspannt: da muss ich improvisieren.", sage ich zum kleinen Neon, ziehe die schwarze, unter keinen Umständen als Malerhose zu missbrauchende Boss-Jeans aus, zupfe die Boxershorts zurecht, und beginne, den 10-Liter-Eimer Farbe anzurühren.
Und ich sollte Recht behalten. Von den 5 auf der Straße vorbeigehenden und erfreut in die 1.Etage blickenden Frauen
- sahen mir 5 schmunzelnd auf die Boxershorts
- lachten 3 und zeigten mir einen OK-Daumen
- pfiffen 2 lautstark und wollten mehr sehen.
ln der letzte Schrei.