Mittwoch, 12. Februar 2014

Satanische Kaffeevollautomaten

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Falls Sie zu den Menschen gehören, die einen Kaffee genießen wollen ohne vorher stundenlang mit einer Maschine argumentieren zu müssen, dann kaufen Sie sich nie, nie, niemals einen Kaffeevollautomaten. Bitte, glauben Sie mir: ein Kaffeevollautomat ist das personifizierte Böse und steht mit dem Teufel im Bunde — übrigens ganz so wie Backvollautomaten, Miele-Bratenthermometer, Tetrapack-Sojamilchverschlussnippel und Holundermarmelade.

Mein Vollautomat ist besonders bösartig. Denken Sie an Ihre schlimmsten Erlebnisse und Frustrationen, multiplizieren Sie sie mit 100 und Sie sind noch lange nicht in der Nähe dessen, was ich mir täglich von meiner Jura gefallen lassen muss.

Wenn sie einen guten Tag hat, verlangt sie vor dem ersten Kaffeebezug nur, dass ich ihren Trester leere. Leider hat sie selten einen guten Tag. Kaffeevollautomaten sind übrigens kein Freund vieler Worte. Da gibt's kein "Bitte", "Danke", "Könntest du evtl. gleich mal...". Juras reden in 2-Wort-Imperativen wie z.B. "Trester leeren!" oder "Filter wechseln!". Meistens, so glaube ich, leuchtet nach dem knackigen Befehl noch kurz ein "aber pronto" im Display auf.

Manchmal, wenn sie schlecht geschlafen oder "bad coffee day" hat, spielt sie mit mir ein nervenzerfetzendes, psychologisches Spiel im Grenzbereich menschlichen Erduldens. Sie weiß ganz genau, wo sie mich packen kann. Ich ahne es schon, wenn sie beim Start viel länger braucht, ächzt, röhrt, sich durchschüttelt und Lockerungsübungen macht, als wenn sie sich gemächlich ihre perfide Strategie zurechtlegt, mit der sie mich diesmal an den Rand des Wahnsinns bringen will.

Erst letztens wäre ich beinahe so weit gewesen. Nach "Wartung drücken!", "Schale fehlt!" und "System füllen!" schob sie ein "Filter wechseln!" und "Gerät reinigen!" nach. Ich wusste, in den nächsten 2-3 Stunden bekomme ich von ihr keinen heißen Kaffee zu sehen. In einer Mischung aus Verwegenheit und Verzweiflung drückte ich frech auf "Großer Kaffee", aber sie entgegnete sofort ein unverschämtes "Gerät verkalkt!" und schwieg. Ich zog meinen letzten Joker und flüsterte leise aber bestimmt in ihre Auto-Cappuccino-Düse "Ich tausch dich aus gegen eine Nespresso-Kapselmaschine, du Luder!".

Es wurde still. Sehr still. Sie überlegte. Lange. Dann tat sich etwas. Sie meldete kurz ein "Bohnen füllen!" ins Display, dann "Gerät heizt auf" und entließ kooperativ einen Espresso aus dem Kaffeeauslauf. Leider hatte ich meine Tasse noch nicht auf das Tropfgitter geschoben, aber man kann nicht alles haben. Jetzt weiß ich wenigstens, wie ich den kleinen Teufel in die Schranken weisen kann.

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