Montag, 14. September 2020

Schneckenkonferenz

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Seit kurzem habe ich ein neues, sehr verantwortliches Hobby: ich organisiere Schneckenkonferenzen. Und das kommt so: immer, wenn ich abends nach dem Kochen den organischen Abfall zur braunen Tonne trage, sitzen mindestens 3, manchmal 5, auch schon mal 7 Schnecken verteilt auf dem kleinen Steinplateau vor der Haustüre, die es, wenn man nicht auf sie treten will, erfordern, einen halsbrecherischen Slalom um sie herum zu laufen.

Nun ist Schneckenslalom wirklich nicht einfach, wenn man, mit einem Bein in der Luft, einen Stapel Grünabfall in Höhe des Eiffelturms balancieren will, ohne dass einem die Eischalen durch die Gegend pfeffern. Es war also naheliegend, die Schnecken in ein gesichertes Umfeld zu verbringen, wo niemand auf sie treten könne. Außerdem sind Schnecken ja nun mal nicht die Schnellsten und nachts, wenn sie dann endlich wieder zurück im Schneckenheim sind, vom vielen Gleiten sicher so furchtbar müde, dass sie völlig erschöpft in ihr Schneckenhaus rutschen, ohne den Tag in interessanten Gesprächen über Schneckenhausbau und Gleitflüssigkeitsproduktion mit anderen beschließen zu können. Das bewegte mich sehr.

Nun suche ich, so etwa kurz vor der Tagesschau, jede einzelne Schnecke persönlich auf dem Vorplatz auf, lupfe sie vorsichtig aus ihrer Gleitbahn, setze sie kreisförmig-kommunikativ auf den Rand eines Thuja Occidentalis Smaragd Topfes und eröffne die Konferenz mit den Worten: "So, jetzt könnt ihr euch mal richtig ausquatschen!".

Manche Schnecke scheint das zu irritieren, denn letztens, als ich heimlich hinhörte, sagte eine zur anderen: "Steffi, halt mich für oberflächlich, aber ich habe schon wieder keine Ahnung, wie ich hierhergekommen bin!". Worauf Steffi meist sagt: "Helmut, das ist diese Woche schon das 3. Mal, dass du dich nicht erinnern kannst! Langsam mache ich mir ernsthafte Sorgen um dich!". Doch später, wenn sie sich beruhigt haben und ein bisschen umeinander herumgerutscht sind, wird es meist noch ein schöner Abend mit netten angeregten Gesprächen.

Erst dann bringe ich ganz ohne Slalom den Abfallturm zur braunen Tonne. Und überlege, welche bahn­brechenden Erfindungen Schnecken eines Tages machen werden, weil ich ihnen einen ersten intellektuellen Austausch auf Schneckenkonferenzen ermöglicht habe.

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