Killerrabenanschlag
Ich stürze zur Treppe, haste die Stufen hinunter, durchwühle den Keller nach dem, was mich noch länger und vor allem schneller macht. Und schon schieße ich durch die Felder am Rhein, alles riecht so neu. Geschäftig surrt und scharrt es auf jedem Meter. Von weitem sehe ich die flimmernden Umrisse des Fernsehturms auf der anderen Flußseite. Dann wird es auf einmal dunkel. Eine Wolke von Raben kreist lautkrächzend über meinem Kopf. Ich stoppe die Inliner.
"Gib uns Schokolade oder du bist fällig", rufen die Raben herüber, natürlich nicht ohne ein nachdrückliches "Kraaah" oder "Quorrr" nachzuschieben. Jetzt ist klar, dass die Killerraben von Frau Araxe kommen: Vögel lernen durch Nachahmung. Entschlossen greife ich in meiner Tasche eine Handvoll Hunde-Leckerli, gehe in die Hocke und kläre meinen Hund über die Strategie auf: "Es wird verdammt hart werden, aber wir müssen da jetzt durch. Bleib eng bei mir und schau nicht zurück. Zusammen werden wir es schaffen, vielleicht schwer verletzt, aber wir werden überleben, irgendwie". Der Hund schaut entgeistert. Damit hatte er an einem Samstagnachmittag wohl nicht gerechnet.
Mit einem großen Schwung schleudere ich die Hunde-Leckerli ins nahe Feld, werfe meinem Hund einen "Los jetzt! Und viel Glück!"-Blick zu und starte durch. Die meisten der blut- und schokoladegierigen Raben stürzen sich ins Feld, da wo sie ihre Beute vermuten. Mit gefühlten 60km/h durchbrechen wir den Rest der Rabenblockade - Federn fliegen durch die Luft. Nach 200m halten wir an. Nichts mehr zu hören von den schwarzen Killerteufeln. Bestimmt sitzen sie im Feld und krächzen "Kraaah" und "Quorrr" und sowas wie "Mistbetrüger, das ist ja gar keine Schokolade".
"Gut gemacht! Sieg auf der ganzen Linie!", sage ich dem Hund und klopfe ihm anerkennend auf die Schulter. Er schaut immer noch entgeistert. Klar, wenn man so knapp dem sicheren Tod entronnen ist.
Neon!