Was
ich ja interessant finde, ist, dass dieser Rücktritt einen Monat vor Ende der offiziellen Amtszeit stattfand. Wer 10 Jahre durchhält und auf den letzten Zentimetern dann schlapp macht - seltsam. Aber wenigstens zeigt es uns allen, dass man als Politiker nur dann freiwillig zurücktritt, wenn man aus Versehen mal die Wahrheit sagt.
Ich glaube, da verwechseln Sie Köhler mit Lübke, Herr Pathologe. Köhler wurde doch im Mai 2009 erst wiedergewählt, nachdem er im Mai 2004 zum ersten Mal antrat. Er hat also nach knapp einem Jahr seiner zweiten, normal 5-jährigen Amtszeit hingeschmissen.

Lübke hat fast 2 Amtsperioden durchgehalten und ist einige Wochen vor Ablauf der Zweiten zurückgetreten, aus weitgehend gesundheitlichen Gründen.

Dass Köhler den wahren Satz über die Existenz wirtschaftlicher deutscher Interessen und deren prinzipieller Legitimität beim ersten Gegenwind im nachhinein zu korrigieren suchte, war in der Tat auch keine Heldenleistung.
Ganz genau!
Gerade Köhler als vormaligem IWF-Mann hätte man doch zugehört, wenn er nicht versucht hätte, seine Äußerungen zu dem Zusammenhang zwischen deutschen Auslandseinsätzen und deutschen Wirtschaftsinteressen zu relativieren, sondern wenn er die längst überfällige Diskussion darüber durch Beharrlichkeit einmal angestoßen und forciert hätte.

Es war seine zweite Amtszeit, er hätte nichts mehr zu verlieren (oder verlängern) gehabt, er hätte einen unbequemen Konfrontationsweg locker einschlagen und auf Kurs halten können.

Von welchem politischen Amt, wenn nicht dem des Bundespräsidenten, dürfte man heutzutage überhaupt noch den Anstoß grundsätzlicher Wertediskussionen erwarten?

"Dünnhäutige Pussy", sehr schön. D'accord.
Hm, dieser Begriff ist nicht notwendigerweise einer, mit dem ich meine enttäuschte Gefühlslage über den durchsichtig-begründeten und blamablen Abgang Köhlers zusammengefasst hätte, aber er macht immerhin plastisch klar, wie "Volkes Stimme" (aus der Herr Köhler ja lange seine Überzeugungen und Legitimation bezog) die charakterliche Wahrnehmung dieses kampf- und kraftlosen Rückzugs einordnet. Deswegen habe ich ihn zitiert.

Die mitschwingende Enttäuschung und Aggressivität in der Bezeichnung liegt sicher auch darin begründet, dass die allermeisten Menschen nicht über dieses wolkenweiche Sicherheitsnetz nach Versagen verfügen und eben täglich (weiter-)kämpfen müssen, ob sie nun wollen oder nicht. Sie haben nicht die Option, sich ein selbstverliebtes Beleidigtsein im Angesicht einer lebenslangen Pension leisten zu können.

Herr Köhler hatte eine angenehm niedrige Fallhöhe. Und mir scheint, er hat sich nicht sehr weh getan - außer ein paar blauen Flecken im eigenen Selbstwertgefühl.

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