Dienstag, 16. März 2010

Meine neue alte Drogensucht

Ich hatte wirklich gedacht, ich komme davon los. Es fing doch so harmlos an, so leicht und unbeschwert. Als ich schließlich meine schwere Sucht bemerkte, war es bereits viel zu spät. Verdammtes Teufelszeug! Natürlich redete ich mir anfangs ein, ich könne ja jeden Tag damit aufhören. Eben das, was man sich als Süchtiger so einredet, wenn man glaubt, dass man immer noch Herr des Verfahrens sei, dass der eigene Wille sich am Ende stärker zeigen würde als dieses Hämmern im Kopf und dieser schreckliche körperliche Entzug.

Schon in meiner Jugend hatte ich es mal genommen. Meine Mutter brachte es eines Tages mit und ließ mich davon probieren. Mein Gott, wenn sie heute wüßte, was sie damals damit angerichtet hat. Irgendwann, Jahre später, kam ich schließlich davon los und konnte lange ein relativ normales Leben führen. Dann, erst vor kurzem, kam dieser schreckliche Tag, an dem das Verderben wieder seinen Anfang nahm.

Der kleine Neon brachte mal wieder alle Symptome einer beginnenden Grippe mit und das war jetzt, so wenige Wochen vor den Abiprüfungen, das wirklich allerletzte, was er brauchen konnte. Omma Neon, schon immer eine Frau der schrecklichen Tat, fackelte nicht lange und drückte ihm bei einem Besuch eine flache, dunkle Flasche in die Hand, die von weitem wie ein gleichschenkliges Dreieck aussah. Nur mühsam unterdrückte ich einen spitzen Schrei. Sofort erkannte ich das Behältnis wieder, das meine Jugend bestimmt hatte. Eruptiv quollen längst vergangen geglaubte Zeiten hervor aus den Untiefen meiner zugedeckten Erinnerungen an das grelle, schmerzende Licht der eigenen verdrängten Fehlbarkeit.

Ja, das war exakt der Geruch, der mich süchtig gemacht hatte. Tief in der Nacht fand ich mich plötzlich alleine vor der Flasche stehend. Wie ferngesteuert hatte sie mich an einem unsichtbaren Faden durch das Haus in die halbdunkle Küche gezogen und zwang mich, sie fast liebevoll in die Hand zu nehmen. Ich wusste, dass ich verloren war, als ich den ersten Esslöffel vollaufen ließ und den dickflüssigen, süßen Saft mit geschlossenen Augen meiner gierigen Kehle überantwortete.

Seitdem muss ich es jeden Tag tun. Ich weiß nicht, ob ich jemals wieder damit aufhören kann. Ich denke, ich brauche dringend professionelle Hilfe und außerdem ein klärendes Gespräch mit meiner Mutter. Meine monatlichen Kosten für Sanostol Multi-Vitaminsaft sind immens und werden mich bald in den Ruin treiben. Ich weiß, ich muss damit aufhören, aber ich sehe keinen Ausweg mehr. Ich sage Euch, ja ich bitte Euch eindringlich: Glaubt niemals, niemals, niemals, Ihr könntet Sanostol beherrschen, sonst endet Ihr wie ich.

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