Eiskalte Glücksgefühle
Nicht etwa so ein banales, platonisches Zufriedenheitsgefühl, das man ja zu Recht haben dürfte, wenn man stundenlang gegen seinen inneren Schweinehund und alle eisenhaltigen Geräte im Studio angekämpft hat. Nein, Ströme von Glück wabern durch mein peripheres Nervensystem, verästeln sich neugierig in 43 Nervenpaaren, saturieren auf dem Weg mein Medulla Spinalis und lassen Interneurone und Motoneurone eine wilde Party feiern.
Ich vermute, die Hitze der Sauna in Verbindung mit der genetisch programmierten Urangst des Menschen, elendig zu verbrennen, aktiviert hormonelle Botenstoffe (z.B. Adrenalin), die dann bei der glücklichen Rettung durch die eiskalte Schwalldusche flugs zu Dopamin umgebaut werden. Jedenfalls bei mir.
Dann sprang mich ein seltsamer Gedanke an: Ob Eier wohl genau so empfinden, wenn sie gekocht und dann abgeschreckt werden? Ich möchte gerne daran glauben, weil ich lieber glückliche Eier von glücklichen Hühnern esse, die von gewaltfrei aufgezogenen Bauern freilaufend gehalten werden.
Am kommenden Samstag werde ich mich versuchsweise nach fünfeinhalb Minuten des Kochens mit sanfter Stimme an das Ei wenden: "Hey, Du, ich weiß genau, wie Du dich gerade fühlst. Ich kenne das. Noch ist Dir furchtbar heiß, aber warte, bis ich Dich gleich unter eiskaltes Wasser halte. Das wird Dir wirklich gefallen!".
Wenn ich dazu noch James Brown's "I feel good" auflege, wird es ein unvergessliches Erlebnis für das Ei werden. Sicher wird es diesen respektvollen Umgang zu schätzen wissen. Jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, wo es in meinem Mund verschwindet.
Neon!