Totaal verhuurt!

Eigentlich hätte man es durchaus ahnen können. Bei einem Land, das Studentenzimmer unter der Menüoption "Verhuuren" anbietet, sollte man lieber gleich genauer hinsehen. Aber der Reihe nach.

Zunächst war es ja mal durchweg positiv zu werten, dass der nicht mehr so kleine Neon schon vor dem Abi festen Willens war, diesen englischsprachigen Business-Studiengang in Holland anzugehen. Die Bewerbung an der Hochschule verlief denn auch unproblematisch, allerdings schafften wir es leider nur auf die lange Warteliste des Studentenwohnheims. Großer Mist - nun war also zügige private Wohnungssuche angesagt.

Wer noch daran zweifelt, dass studentische Wohngemeinschaften in den Niederlanden zur Achse des Bösen zählen, braucht sich nur mal ein Mietangebot der holländischen Webseiten directwonen oder kamernet vom hilfreichen Google Translator übersetzen zu lassen: da werden Mitbewohner der Wohngemeinschaft kurzum als "Mithäftlinge" übersetzt. Nach der Erfahrung der letzten Wochen ist klar, dass diese spektakuläre Interpretation absolut kein Beweis für das Versagen maschineller Übersetzungsalgorithmen sondern tatsächlich bittere, alltägliche Wahrheit ist.

Unglaublich, welch garstigen Angebote der holländische Markt für studentische Unterkünfte bereithält. Und das zu völlig närrischen Preisen. Anders als hier zahlt man dort oft auch schon für die Möglichkeit, sich das reale Objekt überhaupt nur anzusehen (€ 10-25). Der Makler kassiert selbstredend vor der Besichtigung, wohl weil er ahnt weiß, dass es danach höchstens Löffelschläge statt Geld gäbe.

"I must warn you. The room may look a bit messy to you, but it's gonna be cleaned up", sagt die quietschige Maklerin, nachdem sie 10 Euro für's Ansehen dieser weiteren Mietchance abkassiert hat. Naja, ok, messy, kann ja schon mal vorkommen, wenn ein Student nach Jahren auszieht, das Zimmer voller Kartons steht und noch nicht renoviert ist. Linda, die Maklerin, führt uns also 15 Minuten zu Fuß durch die Straßen, bis wir vor einem größeren Eingang stehenbleiben. Der Geruch, der durch die halboffene Haustüre auf die Straße dringt, ist, hm, sagen wir, etwas streng. Im Flur steht auf dem Boden eine überquellende Plastikbox mit teilweise aufgerissenen Umschlägen, die wohl als Briefkasten für die 12+ Mieter dient. Linda zieht schnell noch einen tiefen Atemzug Frischluft in ihre Lungenflügel und öffnet dann die erste Zimmertüre rechts.

Kleiner und großer Neon riskieren einen vorsichtigen Blick. Unfassbar! An diesem Messi-Zimmer hätte die dicke Tine mit ihrer Pseudo-Renovierungssendung eine wahre Freude, müsste aber wohl mit 6-facher Teamstärke antreten, um hier noch etwas zu retten. "I told you, it's a bit messy", kommentiert die Maklerin unsere ungläubigen Blicke mit der verbalen Untertreibung des Jahrhunderts.

Zwischen Essens-, Klamotten- und Abfallresten sind nach grobem Umriss 4 zerfetzte Sofas (1 an jeder Wand) zu erahnen, welche ausnahmslos so zugemüllt sind, dass die letzten Monate dort keiner geschlafen haben kann. Im vorherrschenden Gestank des hügeligen Zimmers setzt sich klar die Kombinationsnote "süßlich-schmierig-rauchig" durch, wobei sich hier neben Zigaretten und dickeren "Tüten" eindeutig die Duftmarke "Ich grille Verdorbenes auch im 15qm Zimmer" in den Vordergrund drängt. Das Fenster direkt zur Hauptstraße ist seit Jahren nicht geöffnet worden. Der kleine Neon deutet wortlos auf das Spritzbesteck und den zum Erhitzen verwendeten Löffel, den ich bislang übersehen hatte.

"Do you want to see the kitchen?", fragt die Maklerin und bevor ich noch ein irritiertes "Nein" keuchen kann, schleppt sie uns zurück in den Flur und auf die andere Seite. Ich weiß sofort, dass das die Küche sein muss, weil man mit den Sohlen schon am Eingang (und im ganzen restlichen Raum) am Boden festklebt. Hier hat über Jahre keiner mehr Eßbares gekocht, geschweige denn anschließend sauber gemacht. "The rent is € 390,- a month!", schiebt die höchst erfolglose Maklerin noch nach und ich kann mir ein "Are you kidding me, Linda? Who is this guy who lived here?" nicht verkneifen. "I don't know", sagt sie, "he just didn't show up anymore. Maybe he killed himself somewhere by an overdose!". Hm, nach den vielen Fliegen zu urteilen, hat er das sogar hier gemacht. Gruselig.

Erst auf der Straße atme ich wieder tief durch. "Oh, do you also want to see the shower in the basement!", fragt sie mit unschuldigem Augenaufschlag. "I don't think so, Linda!", sage ich der Maklerin ohne Gefühl für Kunden, "I guess it's just not the right place". Langsam gewinnt der Begriff "Woning verhuren" eine plastische Bedeutung. Egal, jetzt bloß nicht demotivieren lassen. "Thanks for taking the time, we gotta move on to one of your colleagues". Linda guckt betroffen trotz der kassierten 10 Euro. Whatever!

Neon!
Jaja, die Untermieter im Gruselkabinett wissen gar nicht, wie gut sie es haben.
Verhuren Sie zufällig auch in Holland, Frau Araxe?
Zufällig nicht.
In Kühltruhen lässt sich's auch nicht gut studieren, glaube ich. Na, wir suchen weiter!
Sie meinen, es ist nicht von Vorteil, beim Studieren einen kühlen Kopf zu bewahren?
Das kommt maßgeblich auf die Studentinnen in der Marketing-Arbeitsgruppe an!
Das wird vorher auch überprüft?
Klar! Sobald wir die Wohnung haben, beginnt Phase II. Inspektion der Studentinnen zwecks Zusammenstellung des vielversprechendsten Vorlesungsplanes. ;) Nein, natürlich nicht! *Finger kreuz* Leider ist dort das 1. Semester für alle Student/Innen inhaltlich genormt (Foundation Year).
Die
Niederlande sind nicht von ungefaehr ein Volk der Wohnwagenanhaenger.

Das sollte man vielleicht auch einmal in Betracht ziehen.
Gutes Stichwort, Herr Pathologe! Über einen Wohnwagen als temporäre Überbrückungslösung hatte ich auch schon nachgedacht. Der kleine Neon will nämlich partout nicht auf der Uni-Wiese zelten. Tss, diese verwöhnten, dekadenten Teens!
Hier in Köln gibt's auch ne menge versiffter Buden, ist nicht weit von Holland weg;
für 10€/Bude führe ich die Familie Neon gerne mal rum.
Sie haben da so einiges falsch verstanden, Herr Mahakala. Ich suche keine versiffte Bude und zahle auch nicht gerne 10 Euro für eine Chance, die keine ist. Und überhaupt: Seit wann liegt Köln in Holland?
Also, wenn Sie Chancen suchen - da ließe sich evtl. was machen ...
Wie oft muss ich Ihnen denn noch sagen, dass Sie als Mann bei mir keine Chancen haben!? *g*
Immer noch nur in Strapsen und Pömps?
Hm, sagen wir so: Wenn Sie Frau wären, würde ich Sie nicht davon abhalten, sich damit zu pimpen. ;)
Nun wird Herrn Mahakala nichts mehr von einer Geschlechtsumwandlung abhalten ...
Übertreiben Sie da nicht etwas bei der Wahl Ihres neuen Namens? Zumindest, was die Bedeutung betrifft.
Jetzt befällt mich doch eine leichte Enttäuschung, dass Herr Mahakala so schnell die Segel streicht, nur weil er für mich sein Geschlecht ändern müsste.
Anstatt
der Mahakala nun das Mahakala?
Aber nicht doch, warten wir einfach mal den nächsten Strapse und Pömps Exzess ab.
Und ansonsten gilt: Testiculos Habet Et Bene Pendentes!
Sie sind kardinalsgeprüft, Herr Mahakala? Respekt!
die_ginny:
Wo suchen Sie denn? Wenn es die Stadt an der Maas ist, die ca 35km entfernt von Aachen liegt, sollten Sie sich auch dort mal umsehen. Das machen so viele, dass es kein Problem ist eine Fahrgemeinschaft zu finden oder den Bus zu nehmen.
Hi Ginny! Nein, leider nicht diese naheliegende Möglichkeit, sondern diese Stadt am Rhein. Ohne Rhein kann der kleine Neon offensichtlich nicht studieren. ;)
Sind
da nicht die Bruecken so beruehmt, unter denen man naechtigen kann?
Drunter schlafen ist allemal ratsamer als drüber abspringen.
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