Dienstag, 6. März 2018

Zukunft Antville?

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Seit Twoday das Ende seiner Existenz terminlich disponiert hat, setzen einige Blogger:innen inbrünstige Hoffnung auf ein stabiles Weiterleben bei Antville. Das Angebot der vollständigen Daten­bank­über­nahme ist generös und verspricht Bequem­lichkeit: der Umzug wird von Antville gemanaged, man muss selber nichts tun und alles bleibt, wie es ist. Aber ist ein "Weiter so" für noch lebendige Blogs auch tatsächlich die richtige, weil nach­haltige und zukunfts­sichere Lösung?

Es war Zorras Kommentar, der mich nach­denklich machte. In der Tat will niemand nach der Erfahrung und Agonie des erlebten Twoday-Todes wieder auf einen sterbenden Gaul steigen — und wenn man auch solch geschenktem Tier üblicher­weise nicht ins Maul schaut, macht es vielleicht doch Sinn, einmal etwas genauer hin­zu­schauen, bevor man sich wieder in ein womöglich eher kurz­lebiges Abenteuer stürzt. Oder anders, nämlich als advocatus diaboli, ketzerisch gefragt: Wer rettet hier eigentlich wen?

Die folgenden Auswertungen und Charts nutzen öffentlich verfügbare Daten der Plattformen Twoday und Antville.

Der Blogger-Aktivitätslevel ist auf beiden Plattformen relativ einfach maschinell auswertbar. Antville stellt einen eigenen Link zu seinen öffentlichen Blogs und deren letztem Änderungsdatum zur Verfügung. Bei Twoday liefert diese Information die Blogroll sowie das Datum des letzten veröffentlichten Beitrags. Ausgewertet wurden hier eine annähernd gleiche Zahl von Blogs.

Aktivität lässt sich am besten verdeutlichen, wenn man Änderungsereignisse in zeitliche Kategorien einrastert, z.B. nach Monaten für das erste Jahr, und danach einfach nach vollen Jahren. Jeder Blog wird entsprechend seiner letzten Beitragsaktivität einer Kategorie zugeordnet. Diese Methode lässt durchaus interessante Einblicke und Analysen zu.

Datenbasis 

Der größte Aktivitätspegel bei Antville liegt zu Beginn des Jahrtausends, dann folgt eine Zeit, in der es auf Twoday und Antville gleichermaßen aktiv zuging — bis etwa vor 6 Jahren die Twoday-Aktivität deutlich über die von Antville stieg und diese seitdem nie wieder unterschritt. Und das, obwohl Antville seit dem Frühjahr 2011 wieder eigene Blogneueröffnungen zuließ, wohingegen Twoday seine Tore für Neuzugänge seit April 2014 für immer sperrte. Will heißen: seit 6 Jahren liegt Twodays Blogaktivität um Größenordnungen über der von Antville, und zwar aus der bestehenden Substanz heraus ohne Möglichkeit von Neuzugängen.

Im Jahresvergleich der letzten 365 Tage wird der Unterschied deutlicher: trotz der Twoday-Selbsteinmauerung wurden dort mehr als 2,5x so viele Blogs "gepflegt" und aktualisiert als auf Antville.

Wenn aber Twoday aus durchaus nachvollziehbaren ökonomischen Gründen abgeschaltet werden soll, was heißt das dann für die Zukunftsfähigkeit von Antville? Zumal jetzt schon viele der häufig besuchten Twoday-Blogs zu eigenen, separaten Webauftritten gewechselt sind und wohl nicht zu Antville zurückkehren werden.

Auch scheint niemand realisieren zu wollen, dass die inhärenten Twoday-Probleme, die z.B. zur Google-Penalty und der Streichung aus dem Suchindex geführt haben, nicht automatisch dadurch behoben sind, dass die Plattform dann unter einer neuen Domain auf einem anderen Server läuft. Ganz im Gegenteil: als Antville-Blogger würde ich mir ernsthafte Sorgen machen, ob diese Google-Penalty nicht allzu bald auf weitere Instanzen des neuen Eigners ausgedehnt würde.

Das bereits andiskutierte Copyright-Problem kann man ernsthaft nur dann ignorieren, wenn man noch nie mit Abmahnungen, Unterlassungserklärungen und teuren Anwaltskosten konfrontiert wurde. Mag sein, dass keiner der 73515 Twoday-Blogeigner damit ein Problem hat, dass sein "intellectual property" ohne seine Zustimmung den Eigentümer wechselt. Doch was, wenn nur einer davon einen professionellen Abmahnanwalt von der Kette lässt? Möglich, dass die ganze Transferlösung von einem Tag zum nächsten vom Netz gehen muss, um hohe Folgekosten zu vermeiden. Kann man das ernsthaft zu 100% ausschließen?

Die von Zorra angesprochene Möglichkeit für responsive Webseiten (z.B. für Mobile/Tablet) ist für Antville mit einer sehr alten Version von UIKit zwar integriert, wird jedoch im Skin-System der tatsächlich betriebenen Antville-Seiten aktuell nicht verwendet. Responsive Webseiten sind mit dem bereitgestellten CSS also prinzipiell möglich, jedoch muss man selbst mit einem vollständigen Skin-Neudesign nachhelfen, wenn man das denn kann und will. Ohnehin gilt das alles natürlich nicht für die dann umgezogene, isolierte Twoday-Datenbank, die voraussichtlich — alles andere machte keinen Sinn — bis zur endgültigen Migration in die Antville-Datenbank auf dem jetzigen Twoday-Stand eingefroren bleibt.

Um das ganz deutlich zu sagen: das Angebot einer Übernahme der Twoday-Blogs seitens Antville ist großherzig, generös und sicherte durch diesen Schritt ein Stück historische Bloggeschichte vor dem Nirwana. Es könnte nach der vollständigen Integration in eine einzige homogene Datenbank mit modernisierter Technik eine wirklich gute Lösung sein! Ich glaube jedoch, dass auch die Risiken einer solchen Verschmelzung durchdacht und stringent gemanaged werden müssen, wenn die Zusammenführung eine dauerhafte Zukunft haben soll.

Als erstes könnte man jenes besser machen, woran Twoday all die Jahre kläglich gescheitert ist: eine vernünftige, vertrauensvolle, offene, zeitnahe Information und Kommunikation. Am Ende des Tages könnte sonst keiner mehr da sein, den man noch retten könnte. Menschen gehen meist den Weg der größten Sicherheit — und keiner wird bis zum Ende nur abwarten, um dann vielleicht mit leeren Händen und einem gelöschten Blog dazustehen.

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